Freitag, 4. April 2014

Der Schmetterlingschal: bedruckt und bestickt.

Diesmal habe ich mich einer ganz ausgefallenen Herausforderung gestellt. Ich wollte unbedingt einen Schal verschenken (also, exakter: ein großes Tuch), auf dem selbst gemachte Schmetterlinge flattern. Die ganzen Tierchen aufzudrucken, war mir zu langweilig, vor allem die Fühler wollte ich filigraner machen. Aber alles zu sticken, wäre zu empfindlich und zu aufwändig gewesen. Daher die spontane Herausforderung: Ich mache einfach beides!

Das Ergebnis dieses Experiments sieht so aus:


Da der Schaffensprozess recht langwierig war, versuche ich zumindest, die Anleitung dazu kurz zu halten.

Zubehör:
- Schal oder Tuch
- Bastelmesser
- Moosgummi
- beschichteter, steifer Karton (groß genug für die Schmetterlinge)
- wasserfester Kleber
- Stupfpinsel
- Schneiderkreide
- Stofffarbe
- Sticknadel
- glattes Stickgarn, bloß kein gezwirbeltes! (davon haben für 6 Schmetterlingskörper inklusive Bordüre zwei Bündel gereicht, also 16 m)

Zu Beginn werden die Schablonen für die Schmetterlingsflügel gemacht. Dazu die Formen aus Moosgummi ausschneiden, auf den Karton kleben und gut trocknen lassen. Es lohnt sich, dabei den ausgeschnittenen Schmetterlingskörper als Platzhalter zu verwenden, damit die Flügel auch im richtigen Abstand kleben. Dann wird die Farbe angemischt (mit 1–2 Tropfen Wasser verrührt, bis die Konsistenz passt) und mit dem Stupfpinsel vorsichtig auf die Schablone aufgetragen. Vorsichtig deshalb, damit keine Farbe über den Rand der Schablone hinausgedrückt wird und so zu einem unsauberen Druck führt (am besten mit dem Stupfpinsel von innen nach außen streichen, dann kann nichts passieren). Beim Druck sollte man darauf achten, dass man – ohne zu verrutschen – die Schablone gleichmäßig auf den Stoff drückt (Zeitung unterlegen nicht vergessen!). Tip: Als Hilfsmittel hält hier eine saubere Farbwalze gut her. Einfach mehrmals mit Druck über die Schablone rollen, damit die Farbe an allen Stellen auf den Stoff übertragen wird.


Schließlich die Schablone vorsichtig vom Stoff entfernen und hoffen, dass nichts daneben gegangen ist. Ich wollte die Schmetterlinge möglichst sparsam einsetzen, weil es trotz Bordüre am Schluss nicht überladen sein sollte. Daher sah es nach dem ersten Schritt so aus:


Dann geht es ans Sticken. Nachdem ich ja eigentlich Anfänger auf dem Gebiet bin, war auch das ein Experiment, das allerdings nicht so schlecht gelungen ist. Ich bringe einfach nicht die Geduld und Nerven auf, erst mit kleinen Probestücken anzufangen. Also fröhlich drauflos gestickt!

Zur Vorbereitung habe ich das Stickgarn halbiert, also nur je drei Fäden zum Sticken verwendet. Das ist der Vorteil vom ungezwirbelten Stickgarn, da man so auch feinere Stickereien mit nur einem Teil des Garns machen kann. Außerdem kommt man dann doppelt so weit mit der gleichen Menge! Beim Schmetterlingskörper habe ich immer kurz vor dem Hinterteil angefangen, mich langsam zu den Fühlern vorgearbeitet und erst am Schluss das letzte Stück Hinterteil gestickt. Dadurch habe ich das eine oder andere Mal schiefe Körper noch etwas ausgleichen können.

Die Fühler habe ich einfach mit dem Steppstich gemacht: in die eine Richtung hin, am Rückweg die "Lücken" ausgefüllt.


Die Details bleiben jedem selbst überlassen, ich habe aber bewusst nicht vorgezeichnet, weil ich wollte, dass jeder Schmetterling ein wenig anders aussieht.

Nach einigen Stunden ist dann Flattermann 1 von 6 fertig.


Sobald die Schmetterlinge fertig sind, geht es mit der Bordüre weiter, wir haben ja schließlich eine Deadline einzuhalten und schon einige Wochen mit den Anfängen verloren. Dabei muss ich zugeben, dass ich irrsinnigen Respekt vor dem feinen Tuch hatte und mich ewig davor gedrückt habe, darauf herumpatzen zu müssen. Es sollte ja schon etwas Besonderes werden, und da durfte absolut nichts schiefgehen! Aber wer es so weit geschafft hat, braucht sich vor der Bordüre auch nicht mehr zu fürchten.

Dafür wollte ich ein leichtes Motiv, das nicht mehr zu viel Farbe und Rahmen um das Tuch legt, und idealerweise an Urlaub erinnert. Also habe ich erst mit Stift und Papier geplant, wie ich dieses Muster am besten in einem Durchgang sticken könnte. Ganz in einem habe ich es dann nicht geschafft, aber meine Lösung ließ sich aber trotzdem schnell und unkompliziert verwirklichen.

Der Entwurf zeigt die Theorie: Am Hinweg entstehen die blauen Linien, am Rückweg werden die Lücken (rot) gefüllt. Dann muss noch eine Extrarunde gedreht werden, damit die äußere Linie (gelb) vervollständigt wird. Die Schneckchen habe ich als Variante auch gespiegelt aufgestickt, um etwas Abwechslung zu erhalten.


In Kombination mit der Stofffarbe wirkt die Stickerei besonders toll auf dem Schal, gerade das Zusammenspiel verschiedener Techniken macht für mich bei diesem Stück den Reiz aus.


Dazu kommt die Tatsache, dass es offensichtlich nicht perfekt ist, sondern offensichtlich selbst gemacht. Und offensichtlich gut gelungen, wenn ich das mal ganz bescheiden sagen darf.



Übrigens, falls es noch nicht aufgefallen ist: Die Schmetterlinge sind beidseitig gedruckt und auch so gestickt. Es gibt also keine perfekte Vorder- und unansehnliche Rückseite, sondern zwei liebenswürdig unperfekte, gleichwertige Seiten.

Mangels Geburtstagskind-Models muss "Big Blue" herhalten, Katzenstreu drängt sich neidisch ins Bild.

Und weil man ein so tolles Geschenk auch toll verpacken muss, wird die tolle Schablone gleich noch einmal verwendet. Diesmal mit Wasserfarben auf Packpapier.


Wer genau hinsieht, entdeckt auch den handgemachten, wunderbaren Geschenkanhänger.


Alles Gute, liebes Geburtstagskind!

Wenn jemand von euch jetzt die Lust verspürt, verschiedene Techniken und Materialien zu einem Experiment-Geschenk zu vermischen, nur zu! Bitte mir dann auch gleich ein Foto davon schicken. ;)

-m

2 Kommentare:

  1. woheeeeer hast du den coolen schaustoffstempel! mag! :D
    und: schöner schal, da hast du offensichtlich ganz viel liebe reingesteckt. ich hoffe, die empfängerin hat sich auch ordnungsgemäß drüber gefreut :)
    Übrigens hätte ich dich für den "Liebster Award" getaggt, falls du Interesse hast, mitzumachen :)
    Hier der Link: http://www.guteguete.at/2014/04/liebster-award.html

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    1. Liebe Frau gute Güte!

      Was für einen Stempel meinst du denn? Der für die Schmetterlinge ist aus Moosgummi selbst gemacht, der Stupfpinsel kommt per Post vom Schulbedarf, in einem Viererpack und nur halb so teuer, als wenn man ihn beim Bastelbedarf ums Eck selbst holen würde!
      Freut mich, dass dir der Schal gefällt, da steckt wirklich viel Liebe (und Zeit) drin. Die Empfängerin hat ihn bei mindestens den nächsten drei Anlässen getragen und ganz viel damit angegeben, ich glaube also, dass er ihr auch gefällt :)
      Danke für die Nominierung der Award ist eine super Idee! Ich werde mir gleich ein paar Antworten überlegen ;)

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